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Killesberghöhe Magazin 03

Das große „Aaah!“ im „Grünen U“ Stuttgarts ist ganz sicher der Höhen­ park Killesberg, seit 2012 Teil der so genannten „Grünen Fuge“. Ziehen Teenagergruppen schon bei den ersten wärmenden Sonnen­ strahlen oder junge Paare bei erwachenden Frühlingsgefühlen ins Tal der Rosen, zieht es Familien mit Kindern vielleicht auf den großen Spielplatz und den kleinen Tierpark oder zu den schnaufenden Dampf­ loks und den bunten offenen Zügen der Killesbergbahn, ältere Jung­ gebliebene zum Sommerende eventuell zur großen Dahlienschau. Zwischen der „Roten Wand“ im Süden und dem Wartberg im Osten erstrecken sich 50 Hektar Parkgelände mit 75 Jahren spannen­ der Entwicklung und noch mehr Jahren wechselvoller, im Wortsinne steiniger Geschichte. Denn was heute grünend und blühend Auge und Seele erfreut, war in grauer Vorzeit raues Gelände aus Heide und Steinbrüchen im Städte- Dreieck Stuttgart/Feuerbach/Cannstatt. Die damaligen Steinbrüche aus bis zu 20 Meter starker Schilfsand­ steinschicht gaben früher so manchem Feuerbacher Haus, dem Alten Schloss und der Stiftskirche Form und Farbe. Doch auch Müll und Schutt landeten dort, wo jetzt der Osterspaziergang, das sommerliche Rendezvous, der Gang durchs bunte Herbstlaub oder die kleine Schlittenfahrt durch den Schnee (falls mal wieder vorkommend) hinführen. Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand, was bis dahin im heutigen Höhenpark zuhause war: eine Wirtschaft, Werkstätten, das Straßenbahner-Waldheim, der SV Prag und der „Kochenhof“, ein Bauernhof von 1925. Wenig später wurde „braun“, was heute grün ist – die Nationalsozialisten übernahmen die Macht und begannen 1935 mit der Planung ihrer „Reichsausstellung des deutschen Garten­ baus“, bekannt als Reichsgartenschau. Unter Reichsadler und Haken­ kreuz wurde sie am 22. April 1939 eröffnet und am 1. September desselben Jahres beendet. Der 2. Weltkrieg begann. Wald und Reben, Schutt und Schau mündeten für viele in den Tod. Meist auch derer, die als jüdische Mitbürger 1941/42 von hier via Nordbahnhof in Konzentrationslager transportiert wurden. Das eindrucksvolle Mal der Erinnerung von Ülkü Süngün, einer Absolventin der nahe gelegenen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, erinnert am Rande des Höhenparks an diesen schwarzen Zeitabschnitt im grünen Nachbar­ schaftsparadies. Wir müssen nicht immer daran denken, wenn wir uns heute an der Schönheit und Vielfalt des Parks erfreuen. Vergessen sollten wir es aber auch nicht. Es sind die Dornen dieser Rosen eines Parks, der bereits 1950 wieder die Deutsche Gartenschau, 1961 die Bundes­ gartenschau und 1993 die Internationale Garten­ bauausstellung zeigte. Das alles mögen große Ereignisse gewesen sein – und es sind nur einige wenige neben vielen historischen Veranstaltungen und kulturellen Events mit prominenten Weltstars und bekannten Persönlichkeiten –, das „Größte“ jedoch ist der 2001 errichtete 43 Meter hohe Killesbergturm mit seinen vier Plattformen. Und unser tägliches Vergnügen an einer der schönsten Grünanlagen Deutschlands. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Höhenpark. Das Größte jedoch ist unser tägliches ­Vergnügen an einer der schönsten Grünanlagen Deutschlands. 12 Panorama

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