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Killesberghöhe Magazin

Der letzte Drecksack kommt um kurz vor acht E s ist 6.32 Uhr, frühherbstliche 16 Grad kalt und leicht windig. Aber Mario Lopes lacht und reibt sich die kalten Hände. Er ist einer von fünf Mitarbeitern des Reinigungsteams und hat heute die Frühschicht. Von Montag bis Samstag, jeweils zwischen 6.30 Uhr und 20.30 Uhr, sind er und seine Kollegen hier auf der Killesberghöhe unterwegs. Um zu entfernen, was Übermut und Über- fluss, Gedankenlosigkeit oder Rücksichtslosigkeit hinterlassen haben. Gerade jetzt am frühen Morgen bei der täglichen Grundreinigung ist das nicht immer angenehm. Und ein paar Hände mehr wären hilf- reich. Um zu entfernen, zu reinigen, zu reparieren, was gerade nach Wochenenden, erst recht nach Veranstaltungen am Höhenpark, am anderen Tag seine hässliche Kehrseite zeigt und einen schlechten Eindruck bei Kunden und Besuchern hinterlassen würde. Da zeugen vier hingeworfene Pizzaschachteln, eine leere Wodkaflasche und eine Limoflasche von einer kleinen Party auf einer der Bänke. Eine einge- tretene Toilettentür weist auf ein sehr dringendes Bedürfnis und ent- sprechende Kraftentfaltung hin, das Abschrauben von Waschbecken- armaturen auf dringenden Materialbedarf fürs eigene Heim. Und manch andere Hinterlassenschaft auf die Vergeblichkeit elterlicher oder schulischer Hygienebelehrungen bei einigen Toilettenbesuchern. Noch vor ein paar Stunden hat der Wachdienst hier seine Runden gedreht, dann und wann kommt auch eine Polizeistreife ins Quartier, was trotzdem nicht jedem Ruhelosen das Nachtasyl und seine Hin- terlassenschaften vergrätzt. Verdreckt ist dann das Arbeitsrevier von Lopes und Kollegen im Tagesdienst. Richtig müllig wird es dreimal täglich je zwei Stunden lang, wenn die einzelnen Geschäfte in einem riesigen unterirdischen Müllraum ihre Abfälle abliefern, sie trennen und entsorgen. Mario Lopes ist schon lange in seinem sauberen Zuhause, seine Kollegen der zweiten Schicht jetzt, gegen 20 Uhr zum letzten Mal unterwegs. Wieder heißt es Mülleimer leeren, Kippen aufsammeln, Abfall nicht zum Störfall werden zu lassen. Die größten Dreckspat- zen sind auch dann noch unterwegs: die Tauben. Sie zeigen ­Lopes & Co. bei allem Fleiß einen Vogel. Na dann gute Nacht. WER AUF DER KILLESBERGHÖHE FÜR SAUBERKEIT SORGT IM CÖLLN DES 18. JAHRHUNDERTS HIESSEN SIE HEINZELMÄNNCHEN, IM STUTTGART UNSERER ZEIT HEISSEN SIE ZUM BEISPIEL MANUEL, DIE FLEISSIGEN GEISTER, DIE IM STADTQUARTIER KILLESBERGHÖHE ZWISCHEN STRESEMANNSTRASSE UND AM KOCHEN- HOF, ALDI UND ÄRZTEHAUS FÜR SAUBERKEIT UND ORDNUNG SORGEN. UND EBENFALLS FAST UNSICHTBAR SIND. SIE REINIGEN RUND 7000 QUADRATMETER WEGE UND GÄNGE, BÖDEN UND TREPPENHÄUSER, FAHRSTÜHLE UND TOILETTEN, LEEREN MÜLLEIMER UND ASCHENBECHER UND KÄMPFEN IM WINTER GEGEN SCHNEE UND EIS. FÜR SAUBERES, FREIES FLANIEREN UND EINKAUFEN. 54 REPORTAGE

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