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KILLESBERGHÖHE

immer VERLASSEN KÖNNEN ir sehen sie nahezu jeden Tag. Die meisten von uns nehmen sie einfach nur wahr, manche freuen sich, andere ducken sich: „Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei!“ Nein, wir sprechen über die Polizei. Zuvor haben wir mit ihr ge- sprochen, genauer, mit Ralf Perrey, (Foto) Erster Polizeihauptkommissar und Leiter des Polizeireviers 2 in der Wolframstraße 36. In einem schmucklosen Aufenthaltsraum des dreistöckigen Gebäudes sitzen wir ihm ge- genüber – dem Nachbarn, der mit 125 Be- amtinnen und Beamten für ein riesiges Revier und im weitesten Sinne auch für unsere Ruhe zuständig ist. Zwischen Höhenpark und Ho- henheimer Straße, Landgericht und Landtag, Diebstahl und Demos sind seine Leute unter- wegs. Und selbstverständlich auch für das neue Stadtquartier Killesberghöhe, das seine Streifenwagenteams in rund 7 Minuten via Türlenstraße erreichen. Sie können sich all das vorstellen? Dann sehen Sie vielleicht ab und zu die Fernsehserien „Großstadtrevier“ mit Hamburger Kiezkitsch oder „Hubert und Staller“ mit bayerischem Blödelwitz. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Sie ist zwar mindestens ebenso fotogen, ob Perrey oder seine Beamten, aber weitaus intelligenter und nachdenklicher als die TV-Kollegen. Ihr Dienstalltag jedoch ist, bei aller zeitweiligen Situationskomik, weit weniger lustig. Einerseits, so sagt es der er- fahrene Polizeiführer Perrey, kennen immer weniger Nachbarn ihr Nebenan oder kümmern sich nicht darum. Andererseits kümmern sich manche im Wortsinne um jeden Dreck. Vor allem, wenn er aus Nachbars Garten kommt oder vor der eigenen Tür liegt. Deswegen mit Tatütata blitzschnell da? Nein, weil Frau Häufele die Kehrwoche nicht gemacht hat, kommt sie nicht ins Gefängnis. Und zuvor auch nicht die Polizei. Hier gilt das „Opportunitätsprinzip“. Das besagt, dass die Polizei nach Abwägung einer strafrechtlich nicht relevan- ten Sachlage kommen kann, aber nicht muss. Anders als bei tat- sächlichen Straftaten, und sei es auch „nur“ dem Diebstahl eines Lippenstifts. Entschieden wird der Einsatz von dem jeweiligen Be- amten des Lagezentrums am Pragsattel, falls Sie gleich die 110 gewählt haben. Oder dem Kollegen in der Wolframstraße, falls Sie das dortige Revier angerufen haben. Dann kommt ein Duo dieser in schickem Blau gekleideten Nachbarn – überwie- gend selbst gar nicht aus Stuttgart – aber in fünf Dienstgruppen zu je rund 15 Mann und Frau für Stuttgart und für Sie da. Sie heißen Annika und Florian, Stefanie und Ste- fan, Jan und Julia … Und nicht „Uran“ wie ihre Streifenwagen. Sie sind geduldig und charmant, obwohl sie ein Arbeitsleben füh- ren, das viel Flexibilität und oft genug Ver- zicht erfordert. Denn in drei Schichten von 6 bis 13 Uhr (dem Frühdienst), von 13 bis 20 Uhr (dem Spätdienst) und von 20 bis 6 Uhr (dem Nachtdienst) sind sie auf Achse und in Action. Oft genug, wie bei unseren fröhlichen „Fotomodellen“ folgt dem Frühdienst der Nachtdienst. Und dazwischen das eigene Leben. Nur drei oder vier wohnen im Revier, sind also nicht wie der Polizist aus dem Bilderbuch aus der Nachbarschaft, dem Killesberg. Den kennen sie jedoch straßengenau aus ihrem Arbeitsalltag. Und er macht ihnen keine oder kaum Probleme. Weil es zwischen Hö- henpark und Helfferichstraße, Lenbachstraße und Lenzhalde weit- gehend ruhig und friedlich zugeht. Unter anderem auch, weil die zahlreichen Eigenheimbesitzer in unserem Stadtteil mit entspre- chenden Einrichtungen, und sei es einem Pudel, selbst für die Sicherheit ihres eigenen Heims sorgen. Sorgen machen da allen- falls hin und wieder die Schönwetter-Parties am Bismarckturm, die – vor allem für die Anwohner – nicht immer so fröhlich enden wie sie begonnen haben: Dann und wann sind diese Jugendtreffs leider eine Belästigung, aber ganz sicher keine Bedrohung. Na dann, gute Nacht. Und danke Katharina, Miriam und Sebastian. W 29Reportage

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